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Der 'Computer Flohmarkt'
mados

Der CF ist tot. Eine Instanz in der deutschen Szene ist verschwunden. Eingestellt wegen zu geringer Auflage. Nach fast zehn Jahren.

Der CF, wie die Zeitung "Computer Flohmarkt" von ihren regelmäßigen Lesern genannt wurde, entstand irgendwann im Jahre 1989. Ursprünglich als normales Offertenblatt mit Biete- und Suche-Anzeigen konzipiert, wurde schnell mehr daraus. Die Rubriken, in denen man fast nach Belieben Fragen stellen und beantworten konnte, wurden zum heimlichen Hit unter Eingeweihten. Es machte Spaß, obwohl (oder gerade weil?) man manchmal mehrere Monate auf eine Antwort warten konnte. Software wurde auf dem Postweg ausgetauscht - "swappen" nannte man das. Was dabei den Besitzer wechselte war oft irgend etwas aus der Szene: Diskmags, Grafikdemos, Bilder, selbstgeschriebene Programme und vieles mehr. Für viele Neulinge, die noch nie etwas von dieser "Szene" gehört hatten, war das der Einstieg...

Ja, es stimmt. Man wurde regelmäßig vom Verkäufer am Zeitungskiosk belächelt, wenn man seine sieben Mark für die dreißig Blätter Altpapier bezahlte. Aber insgeheim wusste man es besser. Der CF war toll, er war selbst irgendwie "Szene"!

Und dann ist er mit der Ausgabe 6/99 praktisch ohne Vorwarnung eingestellt worden. Und viele fragen sich, warum? Dabei ist die Antwort recht offensichtlich: Das Internet! Heute kann man doch fast behaupten, dass jeder Computernutzer auch ein Modem besitzt. Fragen, Antworten und das Tauschgeschäft sind mit diesem Medium nun einmal leichter ... schneller realisierbar.

Aus genau diesem Grund wird das Nachfolgeblatt "Computer-Schnäppchen" in den Regalen verstauben und unbeweint verschwinden. Wer kauft schon einen Computer, der vor über drei Monaten angeboten und inzwischen entweder nicht mehr zu haben oder billiger geworden ist? Der Service, den Auktionshäuser im Internet bieten, ist um einiges vorteilhafter. Und andere Zeitschriften, wie zum Beispiel das in Berlin mehrmals wöchentlich erscheinende Blatt "Die zweite Hand", sind regionaler und schlichtweg aktueller.

Viele aktive Mitglieder der CF-Gemeinde waren enttäuscht. Einige ergriffen Initiative und überlegten, wie man die Gemeinschaft des CF am Leben erhalten könnte. Die schon seit einiger Zeit existierende Mailingliste von Jolly Roger war der erste Anlaufpunkt für irritierte CF-ler. Andere hatten die Idee, alle Diskusions-Rubriken mit den 40-er Nummern in Papierform weiterzuführen. Der NecroMailer, ein aus der PC-Action entstandenes Offline-Mailsystem, hat speziell für die CF-Leser neue Rubriken eingerichtet. DiskMag's wie IMAgE, Hugi und natürlich auch WildMag bieten den CF-lern neue Wege und Möglichkeiten.

Doch alle diese Ideen sind nichts anderes als Notlösungen und Kompromisse. Einen wahren CF, das Gefühl und die Möglichkeit, das Heft auch auf dem Klo zu lesen, wird es so schnell nicht wieder geben. ;-)

mados