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Getrackt
Tomaes

Tomaes mal wieder... Eigentlich wollte ich nur mal kurz erläutern, wann man sich mit einem guten Tracker begnügen kann und wann eben nicht.

Zunächst zur eigentlichen Klangqualität. Ein heikles Thema. Zu 8-Bit-Soundblaster Zeiten war hier mit Trackern nicht sehr viel zu gewinnen. Die Samples rauschten sehr stark, was auch teilweise der sehr schlechten Aufnahmequalität zuzuschreiben war. Und dann die Track-Programme selbst. Zunächst musste man sich mit vier Spuren und einer sehr dürftigen Effektpalette begnügen. Später wurde der veraltete mod-Standard des Amiga's durch zusätzliche Features aufgewertet. Und auch an der Soundkarten-Front tat sich etwas: Die Gravis Ultrasound konnte im kommerziellen Bereich keinen Stich landen, in der Demo/Tracker-Szene aber erfreut sich diese Karte bis heute großer Beliebtheit. Diese Hardware schien für die Szene ideal. Das Mixing bzw. Interpolation schaffte die Hardware von sich aus und musste nicht umständlich über die Software mehr oder weniger gut emuliert werden. Somit waren die Coder in der Lage, Player-Programme wesentlich kompakter und bugfreier zu programmieren. Die Hauptsache war aber der Qualitätssprung: Endlich (quasi) CD-Qualität unter DOS. Dennoch: Auch wenn man einen guten Tracker und ausschließlich 16-Bit Samples einsetzt, kommt man von der reinen Klangqualität nicht an wirkliche CD-Qualität heran, ein minimales "Grundrauschen" bleibt...

Beim Einsatz von Trackern wird auch schnell klar, dass sich nicht jede Art von Musik damit verwirklichen lässt. Durch die Anordnung in Pattern und Rows fällt es leichter, "symmetrische" Musik (Techno, Acid, Trance) zu schreiben, womit ich eine stete Wiederholung von Songelementen meine. Völlig "unsymmetrische" Musik (Jazz, ect.), bei der es stark auf Improvisation ankommt, hat es hier deutlich schwerer. Um so erstaunlicher, dass es einige wirklich gute Stücke in diesem Bereich gibt.

Einen schweren Stand hat man auch, wenn man Gitarren einbauen möchte. Was mit einer akustischen Gitarre noch ganz gut klappt, funktioniert mit einer E-Gitarre überhaupt nicht. Während z.B. Sythesizer einen Klangteppich ausbreiten, verlangt eine elektrischen Gitarre nach viel Dynamik, um glaubwürdig zu klingen. Hier kann ein Tracker ein echtes Pofi-Programm nicht ersetzten. Das Gleiche gilt für die Vocals. Auch mit einem guten Mikro kommt man hier mit einem Tracker nicht sehr weit. Das gilt erst recht, wenn man Bombast (Chöre, viele Streicher und Bläser) einbauen will. Hier kommt's auf einen dynamischen und differenzierten Sound an, den nur professionelle Software (bzw. Hardware) bietet.

Fazit: Wenn man elektronische Musik ohne jede Art von Gesang macht, reicht ein Tracker in Kombination mit ein paar guten Sampling/Synthisizer Programmen völlig aus. Aber je mehr Vocals, Bläser und Gitarren man benutzen möchte, bzw. wenn man das Beste aus einem Song heraus holen möchte, muss man sich mit Cubase bzw. Cakewalk und Konsorten vertraut machen. :)

Tomaes/TAP/WildMag/IMAgE