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BUZZ, eine Einführung
Tomaes

BUZZ? Was soll das nun wieder sein? Wieder eine dieser drei Millionen EDV-Abkürzungen, die stündlich neu erfunden werden? Nein, BUZZ ist ein Hybrid-Tracker. Hy..was?! Keine Panik, das Wort "Tracker" kennst du ja schon. Fasttracker, Impulse Tracker, MadTracker... Du kennst sie alle (mehr oder weniger gut). Aber was zum Teufel bedeutet nun "hybrid"?

Das lateinische Wort "hybrid" bedeutet soviel wie: "von zweierlei Abkunft". Aha. Dies mag schon ein Hinweis darauf sein, dass BUZZ kein Tracker im klassischen Sinne ist, oder besser nicht ausschließlich als Tracker angesehen werden kann.

Das mit der "zweierlei Abkunft" kann recht schnell erklärt werden. BUZZ arbeitet mit zwei unterschiedlichen Konzepten. Das erste ist das des (digitalen) Trackings, während das zweite Konzept das der (analogen) Software-Synthesizer/Sequenzer ist. Auf der einen Seite Pattern und Channels/Tracks, auf der anderen Seite Sound-Generatoren und verschiedenste Filter. Wenn man will, kann man BUZZ auch als reinen Tracker benutzen. Dies wäre aber wenig sinnvoll, da BUZZ den "echten" Trackern auf diesem Feld unterlegen ist. Auf der anderen Seite läßt sich BUZZ auch prima als überdimensionaler Sample-Generator missbrauchen, wenn man denn will. Doch BUZZ macht erst richtig Sinn, wenn man beides sinnvoll miteinander kombiniert.

Doch wie hat man sich das Arbeiten mit BUZZ vorzustellen?

Das Arbeiten mit BUZZ ist zunächst recht ungewöhnlich und mutet leicht exotisch an, wenn man vorher nur das Tracken mit Impulse Tracker oder Fasttracker gewöhnt ist. Es ist zum Teil auch recht schwierig zu beschreiben.

Buzz Machines

Auf der einen Seite "moduliert" man die analogen Sounds, mittels sogenannter Generators und Machines. Dies geschieht graphisch, also mittels graphischer Symbole (zumeist Rechtecke) und Pfeile (die den "Klangfluss" abbilden) auf einem speziellen Screen. Generators sind die eigentlichen Klangerzeuger, Machines sind Effekt/Klangfilter. Die Richtung der Pfeile bestimmt den "Soundfluss". Der "Soundfluss" mündet dann in einer OutBox, das man sich als graphische Entsprechung eines Lautsprechers vorstellen kann.

Dieses Generators/Machines-Konzept wird mit Hilfe von PlugIn-DLLs bewerkstelligt. Das ist leider nicht ganz unproblematisch, wie sich später noch zeigen wird.

Buzz Pattern Editor

Auf der anderen Seite hat man es mit klassischem Tracker-Werkzeug zu tun. Samples, Pattern, "programmierte" FX-Commands. Eine Pattern-Order gibt es übrigens nicht. Vielmehr wird dieser durch eine riesige Pattern-Table-artige Übersicht ersetzt, mit der man in verschiedenen Zoom-Stufen arbeiten kann.

Macht es Sinn auf BUZZ umzusteigen, bzw. wie sieht es mit dem Support aus?

Nun, BUZZ hat eigentlich seine eigene kleine Szene. Auf der einen Seite die Entwickler, die immer wieder neue PlugIns für BUZZ schreiben. Auf der anderen Seite die BUZZ-User, die schon viele hundert bis tausend Stücke mit diesem Werkzeug schrieben.

Das PlugIn-Konzept macht BUZZ zwar sehr flexiber, und auf Dauer interessant, weisst jedoch auch einige Schwächen auf. Die Specs für BUZZ-PlugIns sind nämlich frei, jeder kann also unkontrolliert PlugIns entwickeln. Das hat zur Folge, dass man schnell die Übersicht verliert (es dürften insgesamt schon mehrere hundert PlugIns sein). Ein anderes Problem: Wenn man irgendwo einen BUZZ-Song downloaded, kann man sicher sein, dass dieser ein PlugIn benötigt, dass man garantiert nicht hat, und das auch unter Umständen nur schwer aufzutreiben ist, weil es z.B. noch gar nicht released worden ist.

Die PlugIns wuchern also wild herum, es gibt keine zentrale Anlaufstelle für PlugIns bzw. findet man dort nicht alles.

Kein Modplayer unterstützt BUZZ-Files. Soweit ich weiß, gibt es aber ein BUZZ-PlugIn für Winamp. Natürlich braucht man auch hier alle PlugIns. Häufig werden BUZZ-Songs auch ausschließlich als MP3 ausgeliefert, um der PlugIn-Problematik zu entgehen und so sicher zu stellen, dass man das File auch unproblematisch abspielen kann.

Kann man BUZZ-Songs auch in Demos und Intros verwenden?

Jein. Aus der PlugIn-Problematik ergibt sich auch das Problem der schwierigen Reproduzierbarkeit. Wenn man weiß, dass man nur 3 bestimmte PlugIns braucht und sonst nichts, mag das noch gut möglich sein, ansonsten wird's schwierig bis unmöglich.

BUZZ speichert in zwei File-Formaten. Eines ist für BUZZ-Songs ohne zusätzliche Samples gedacht. Diese Files sind nicht größer als Standard-Adlib-Files, also nur wenige KByte. Das andere File-Format ist folglich für Files mit integrierten Samples gedacht.

Neugierig geworden? Dann auf nach www.buzztrack.com. Einen klitzekleinen (?) Demo-Song von mir gibt's im Bonus-Archiv dieses WildMag's. Nicht sonderlich toll, doch funktioniert er mit den Standard-PlugIns und ohne zusätzliche Samples, was die Größe von wenigen KByte erklärt. Für einen ersten Eindruck reicht's auf jeden Fall. ;-)

Tomaes