WildMag-Archiv

Sie sind hier: Diskmags → WildMagWildMag #4 (Mai 2001) → Computer-Flohmarkt, die Neuauflage von 2001

Computer-Flohmarkt 2001

mados

Im Hugi.GER #2 berichtete Jabberwocky Neues über den Computer-Flohmarkt. Der „CF“, wie die Zeitschrift von Lesern liebevoll genannt wurde, stellte sein Erscheinen im Oktober 1999 vorübergehend ein, weil der bisherige Verlag „Thomas Eberle“ ihn nicht mehr finanzieren konnte. Unter Führung des neuen Verlages Dr. Heide & Partner GmbH sollte das Heft im Jahr 2000 wieder auferstehen. Jabberwocky berichtete von einer Rechnung und Zahlungsaufforderungen, die an ehemalige Abbonenten gesandt wurden. Dr. Heide verschickte unaufgefordert Probeausgaben des neuen CF, die inhaltlich kaum mehr etwas mit dem Konzept des klassischen Magazines zu tun hatten. Nach Jabberwockys Meinung war das „keine seriöse Angelegenheit, sondern roch nach Nepperei“.

Monate später, im Januar 2001, stand ich im Zeitschriftenladen und fand mit Erstaunen den unverwechselbaren Schriftzug des Computer-Flohmarkts in den Regalen. Es war die Ausgabe 1/01, zum altbekannten Preis von sieben Mark. Das war zwar nach wie vor viel Geld für ein Kleinanzeigenblatt, aber ich musste es natürlich haben.

Titelblatt des Computer-Flohmarkt vom Januar 2001 Kleinanzeigen im Computer-Flohmarkt vom Januar 2001

Auf den ersten Blick machte das Heft einen sehr guten Eindruck auf mich. Der unveränderte rote Schriftzug war geblieben, er befand sich aber nicht mehr auf dünnem Recycling-Papier sondern auf weißem, mit einem großen, farbigen Foto bedruckten Karton. Diese Veränderung, die übrigens von den Lesern des alten CF immer wieder gewünscht wurde, war aus meiner Sicht allerdings der einzige Pluspunkt.

Der Inhalt hat mich kurz gesagt erschreckt. Ich sah den Kult des alten CF schändlich in den Schmutz gezogen. Was mir zuerst auffiel, war das orangefarbene Papier, die mehr als doppelt so große Schrift, das unprofesionelle Layout und der magere Inhalt. Die Seitenzahl war mit den alten Ausgaben zwar fast identisch, aber tatsächlich hatte dieser neue CF nur etwa ein Zehntel des früheren Inhaltes. Dafür immer noch 7 DM zu verlangen hielt ich damals für eine Frechheit.

Doch habe ich das Recht, über etwas zu urteilen, in das ich keinen Einblick mehr habe? Ich gab den CF einfach auf, als er Ende 1999 eingestellt wurde, und wandt mich voll und ganz dem Internet zu. Und aus meiner Perspektive zu Recht, schließlich gibt es im WWW unzählige vergleichbare Kleinanzeigenmärkte und Diskussionsforen, bei denen man nicht zwei Monate auf eine neue Ausgabe warten muss (darunter übrigens auch die Seite www.computer-flohmarkt.de). Im Internet ist nun einmal alles schneller, direkter, größer, bunter, interaktiver, …

Doch genau das ist es, was einen Computer-Flohmarkt auf Papier auszeichnet. Er ist nicht schnell – man hat viel Zeit und Ruhe, um die Anzeigen zu durchstöbern, Fragen zu lesen und Antworten zu formulieren. Er ist nicht direkt – man muss schon den guten alten Postweg bemühen, wenn man mit einem anderen CF-ler in Kontakt treten möchte. Er ist nicht gross – und damit übersichtlich und im wahrsten Sinne des Wortes handlich. Er ist nicht bunt – wozu auch? Er ist … ja, er ist interaktiv, aber anders, weniger offensichtlich und wesentlich spannender. Wer erinnert sich nicht gern an die Aufregung kurz vor dem Erscheinungstermin einer neuen Ausgabe, an die Spannung, wenn man seine eigenen Texte oder Antworten dazu fand? Dieses Gefühl kann kein Internetservice bieten.

Schließlich – und das ist der wohl wichtigste Punkt – kann man einen Papier-CF auch ohne Internetanschluss lesen, ja sogar ganz ohne Computer! Für jeden, der seinen Computer als Hobby angibt, aber aus welchen Gründen auch immer keinen Zugang zum Internet hat (oder es einfach nicht mag), für den ist der Computer-Flohmarkt nach wie vor die beste Anlaufstelle. Wenn nicht gar die einzige, zumindest die einzige deutschlandweite.

Die Möglichkeit, das Heft auch auf dem Klo zu lesen – wie ich damals im WildMag #2 schrieb – macht alle Vorteile des Internets nichtig. :-)

mados