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GBA – 32 Bit für die Westentasche
Tomaes

Im Juni dieses Jahres soll es nun endlich so weit sein. Der Game Boy Advance, oder kurz GBA genannt, geht dann auch in Deutschland an den Start. Ein Flop wie einst der Virtual Boy (der nie in Europa auf den Markt kam) wird's wohl kaum werden, denn diesmal geht man auf Nummer Sicher. Kein dösiges Headset, das einem nach zwei Minuten eine Delle in die Schädeldecke brennt, kein funzeliges Pseudo-3D und erst recht keine Schwarz/Rot-Grafik.

All die Jahre machte man sich bei Nintendo heimlich über Segas Game Gear lustig, dem es nicht vergönnt war, aus dem s/w-Schatten von Nintendos "Kekskiste" zu treten (Sega ist mittlerweile zum 3rd-Party Publisher geschrumpft und wird auch für den einstigen Erzrevalen Spiele produzieren). Nachdem man den VB-Flop einigermaßen verdaut (und einige Manager vor die Tür gesetzt) hatte, machte man sich ans Werk und polierte die alte GB-Hardware auf, die immer noch wegging wie warme Semmeln.

Irgendwie hatte man es geschafft, jedem Vorschulkind einzureden, seine Eltern solange zu nerven, bis auch das letzte Pokemon-Utensil aufgekauft worden war. Dank der Pocket-Monster-Games gingen die Absatzzahlen nochmal in die Höhe und mittlerweile ist der GB(C) rund 100 Millionen Mal gegen Bares über die Ladentheke gegangen.

Lange sträubte sich Nintendo gegen einen GB in Bunt, zu hoch der Energieverbrauch für solche Displays, so hieß es noch vor wenigen Jahren. Auch war man offenbar mit der Technologie noch nicht so weit. Schließlich kam dann doch der Game Boy Color auf den Markt. Doch auch der GBC war nur ein Update und keine echte Innovation. Handhelds mit Farbdisplay gab es schließlich schon seit Ende der 80er Jahre, nur konnte sich keines dieser Produkte auf dem Markt behaupten.

"The GameBoyColo(u)r was intended as a stop-gap measure. Nintendo realised that the GB was getting old a bit, but weren't yet able to produce a full-blown successor for various technical/manufacturing reasons. Thus the GBC was produced." (GBA-FAQ)

Nun aber will Nintendo seine Dominaz im Handheld-Bereich erneut untermauern, die alte Technik hinter sich lassen und neues Terrain erproben.

Game Boy Advance

Die wichtigsten Daten: Keine 150g schwer, längliche statt hochkante Bauform, kleinere und leistungfähigere Cardriges, besseres TFT-Display, und auch noch volle Abwärtskompatibilität zu den Vorgänger-Modellen.

Die 32-Bit CPU rasselt mit strammen 16 Megaherzen, (plus eine weitere 8-Bit Behelfs-CPU, die die Kompatibilität zu alten GB(C)-Spielen gewährleistet), die "17 mal schneller" (heise.de) sein soll, während das TFT-Display 240x160 Pixel in 32768 Farben darstellen kann (ja, auch gleichzeitig, nur im "Action-Modus" (also pro Sprite) deutlich weniger). Die Cardiges sind nicht nur kleiner, sondern fassen auch noch ganze 256Mbit Daten (die Orginal-Gameboy-Cardriges begnügten sich noch mit maximal 4Mbit).

Wie so oft, so war auch diesmal im Internet vieles schon vorher bekannt. Bereits lange vor dem Verkaufsstart in Japan wurden Klangproben des Soundchips herumgereicht (und Ohrenzeugen wissen zu berichten, dass der Chip erstaunlich gut tönt).

"The GBA's sound system will be pitched somewhere in between the SNES and the N64's capabilities. This means great tunes, and with carts of up to 256Mbit, lots of sampled speech!" (GBA-Central)

Und die Software? Flotte 3D-Shooter im Zug spielen zu können mag zwar eine verlockene Aussicht sein, aber eigentlich ist der GBA dafür nicht gedacht (es gibt keinen separaten Prozessor für 3D-Kram), auch wenn durch die Implementierung von SNES-alike Feature (Mode-7, Super FX 2 Chip) auch 3D-Spiele realisiert werden können, schließlich gehört eine Neuauflage von F-Zero zu den ersten GBA-Titeln. Aber besonders im 2D-Bereich geht die Post ab.

"Most people are excited because in *very* simplified terms, it is basically a handheld SNES. (...) Technically the GBA can run games comparable in graphical and technical quality to latter-day SNES games. The most obvious example of this is the upcoming Mario Kart Advance, which actually looks better than the SNES original." (GBA-FAQ)

Ebenfalls positiv: Wie bei den Vorgänger-Modellen verzichtet man offenbar auch bei den Modulen des GBA's auf eine Ländercodierung. Japanische Import-Games sind auf der heimischen Hardware also ebenso spielbar wie usbekische Brettspiele auf taiwanesischen Play.., äh, Game Boys (wenn es einen Preis für dümmliche Wortspiele gäbe, müsste ich diese Awards im Keller stapeln, so viele hätt' ich schon... ;-)).

iGBA

Auch die Demoszene zeigt sich interessiert. Auf pouet.net finden sich immerhin schon 3 Produktionen und mit Sicherheit war das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Um selbst loszulegen benötigt man das ARM SDK, das man z.B. auf www.arm.com findet. Viele Sourcen und nützliche Tools finden sich auch auf www.agbdev.net.

"Im Vordergrund der Überlegungen hätte immer die einfache Programmierbarkeit gestanden. (...) Zum Entwickeln der Module könnten Developer die schlichte (sic!) Programmiersprache C verwenden, dank derer die Herstellung von Spielen extrem günstig sein wird." (X-Plain)

Auch auf den Webseiten diverser offizieller Entwickler findet man hier und da kleine Demos, wenn auch oft nur in Form von AVI-Videos. Etliche Emulatoren befinden sich in der Entwicklung, wenngleich das Spektrum der emulierten GBA-Features meist noch zu wünschen übrig lässt. Erfahrungsgemäß wird es noch einige Zeit dauern, bis ein Emulator ausgereift genug ist, um mit der echten Hardware halbwegs mithalten zu können.

Tomaes