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Auf der Suche
entnommen aus Mad55' Kolumne

Auch mich hat es wieder getroffen; ich bin wieder Single. Unterm Strich durchaus keine so schlimme Sache, wenn man es mal vom hormonellen Aspekt betrachtet; es gibt genug Etablisments, in denen man für einen guten Teil des Monatsgehaltes seinen Hormonhaushalt wieder auf Vordermann gebracht bekommt. Da aber vielen weniger daran liegt, für den Rest des Monats am Hungertuch zu nagen, bleibt noch die gute alte "Hausmannsarbeit". Die Effizienz Letztgenannteren ist vielleicht nicht ganz so hoch, wie der Verlust von 300-500 DM in diversen Institutionen, aber ist dafür wesentlich kostengünstiger und fast jederzeit bei Bedarf anwendbar.

Das Problem daran offenbart sich eigenartig, es ist gar wirklich etwas anderes, ein Gefühl der emotionalen Leere, dessen Ursprung man noch vor einiger Zeit an dem Ort suchte, wo das Cor sitzt, nach Aristoteles der Sitz der Seele und im gemeinen Sprachgebrauch auch trivial als Herz tituliert. Neueren Forschungen liegt zu Grunde, das der Ursprung dieses Gefühls aber einige Zentimeter höher zu suchen ist, im neuralen Zentrum, auch Gehirn genannt. Der Einwurf, daß allerdings viele schon von Geburt "dort oben" eine solche gähnende Leere besitzen, daß 2 Sonnensystem ohne weiteres darin Platz fänden und dies auch nicht durch einen Partner zu kompensieren ist, ist zwar berechtigt, aber ist in diesem Fall irrelevant, da hierbei das Motiv der Leere ein völlig anderes ist. Aber egal wo jetzt der Sitz dieser Leere ist, in der locker eine Boing 747 Platz fände, sie ist da. Abhilfe kann ergo nur die Beseitigung des verursachenden Defizits schaffen.

Somit stellt sich die Frage, wo finde ich denn eine geeignete Partnerin für mich? Da die Wahrscheinlichkeit, daß diese Frau auf einmal vom Himmel in meine Arme fällt, urplötzlich in meiner Badewanne sitzt oder mir von meinem langjährigen Freund Scheich Abdul El Ge-iz Kra a Gen geschenkt würde genauso hoch liegt, wie die Wahrscheinlichkeit, daß ich morgen früh das Heilmittel gegen spontane Dummheit entdecke, faßte ich aussichtsreichere Methoden ins Auge. Mein erster Gedanke richtete sich bei dieser Frage direkt auf meinen natürliche Lebensraum und somit begab ich mich auf die Suche nach dieser Person in die Wirren des Welt Weiten Kabelsalats. Ich bin ja ein relativ anspruchsloser Mensch, was das äußere Erscheinungsbild meiner Lebensabschnittsgefährtin anbelangt, ganz im Gegensatz zu der Wahl der Kopulationspartnerin für eine Nacht, aber es sollte auch nicht unbedingt die direkte Nachfahrin Quasimodos sein. Jedoch scheinen sämtliche weiblichen Nachfahren Quasimodos die einzigen femininen Wesen auf diesem Planeten zu sein, die einen PC bedienen können und wenn doch mal eine darunter ist, die eben nicht Quasimodo in ihrer Ahnenreihe hat, so ist sie entweder bereits vergeben, lesbisch oder wohnt in 99,99% der Fälle in der Nähe von Kapstadt, Bombay, Barcelona, Warschau oder Budapest.

Nach dieser reichlich frustrierenden, aber dennoch sehr lehrreichen Erkenntnis versuchte ich mein Glück in einem dieser öffentlichen Kultstätten pulsierenden Lebens, einem dieser Zappelhäuser, für die der Volksmund das Wort "Disco" bereit hält. Neben einem erschreckenden Bild des Nudismus, wie ich ihn eigentlich nur von einschlägigen Internetseiten kenne, bot sich mir folgendes Bild: Die Werbekampagnen der weltführenden Kosmetikunternehmen zeigten hier vollen Erfolg und die Frage, wie tief man sich durch diverse Make-ups bohren mußte um auf Haut zu stoßen, konnten mancherorts nur noch mit seismischen Sprengmessungen beantwortet werden. Die bereits genannte Fleischbeschau, die mich merkwürdigerweise an die Kühlkammern einer industriellen Großmetzgerei erinnerten, wurde noch von dem Minimum-Maximum Prinzip der Betriebswirtschaftslehre unterstrichen, da hier ohne Zweifel die Leitfrage "Wie gebe ich für möglichst wenig Stoff möglichst viel Geld aus?" war. Einen gewissen Reiz, der sich durch den Ausstoß gewisser Hormone besonders bemerkbar machte, konnte ich dieser Szenerie allerdings nicht absprechen. Schnell wurde mir bewußt, daß hier eine geeignete Person zu finden, die nicht nur bis morgen früh das Bett mit einem teilt, ungemein schwerer war als bei meinem ersten Versuch, aber das Angebot besonders von den visuellen Reizen her sich ungemein besser darstellte. Die Kontaktaufnahme nach der Ortung eines potentiellen Partners gestaltete sich hier auch weitaus schwerer, da der allgemeine Lärmpegel mit den Turbinengeräuschen einer startenden F-15 vergleichbar war. Aber auch diese Hürde war irgendwie zu nehmen, jedoch merkte ich unzählige spendierte Drinks später, daß auch dieser Ort nicht das bieten konnte, was er mir am Anfang so vollmundig verhieß.

Meine Irrfahrt auf der Suche ging weiter durch Kneipen, Single-Partys und diverse Kennenlern-Angebote, brachte aber unterm Strich nicht die gewünschte Lebensabschnittgefährtin zu Tage.

Und was lernen wir daraus? Ich zumindest für meinen Teil, daß laut einem bekannten Sprichwort scheinbar viele Wege nach Rom führen, aber Rom in Italien liegt und ich in Deutschland wohne. Somit bleibt mir wohl nur noch die letzte der ungenutzten Möglichkeiten, welche auf den Wurzeln meiner anfänglichen Überlegungen fußt.

In diesem Sinne:

Junger Mann, Baujahr 81, gebildet, keine finanziellen Interessen sucht dich, um die 20, zwecks gemeinsamer Beseitigung großer Leere. Chiffre: mad55, sundancerinc.de.

Mad55/Sundancer Inc.
http://www.sundancerinc.de