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The Real Session 3 - Party Report
Tomaes

Orgas in Etage 2

Am 15. September war es nun endlich so weit. Die 3. Ausgabe der kleinen Computerparty (naja, der Terminus 'Demoparty' wäre fast etwas zu hoch gegriffen :)) The Real Session, die eigentlich schon im Mai hätte stattfinden sollen, öffnete die Pforten. Also rein in den Zug, 2 1/2 Stunden Richtung Osten gefahren, nervende Mitreisende geduldig ertragen, um schließlich pünktlich um 12:36 in Eisenhüttenstadt einzutreffen.

Erstes Problem: Holt mich jemand ab? Wenn ja, erkenne ich mein Empfangskomitee? Glücklicherweise erkannte ich mados sogar auf Anhieb, obwohl wir uns noch nie "im richtigen Leben" [tm] begegnet sind. Da kann man mal wieder sehen, wozu verwackelte Bilder auf Orange Juice gut sein können.

Nach einem kurzen Plausch ging's ab zum Parkplatz, um mittels Personenkraftfahrzeug in Richtung Partyplace zu gondeln. Unsere Fahrt wird aber schon nach einigen hundert Metern unerwartet von einer Polizeistreife gestoppt. Irgendwie hatten wir versäumt, vor einem Bahnübergang zu warten, was uns der nette Polizist fast noch verziehen hätte, hätte mados nicht seine ganzen (!) Papiere daheim bei Bautzen gelassen. Also erstmal raus aus der Kiste, Beine breit, Sprengstoff-Suchhunde angefordert und... Nein, nicht ganz so. Dennoch dauerte es eine ganze Weile, bis die Polizisten glaubten, dass der Wagen nicht geklaut ist und wir auch sonst nichts Böses im Schilde führen. ;) Mados brachte den geduldigen Polizisten fast zur Verzweiflung, zum Beispiel als er erst auf Rückfragen erklärte, dass der Wagen nur theoretisch ihm gehört, aber auf die Mutter zugelassen ist.

Nach dem ersten Schreck erstmal langsam weiter. Am Platz des Geschehens schließlich angekommen, werden wir freundlich von einem der Organizer begrüßt, ein paar Formalitäten erledigt und ab ins Geschehen.

Gamer in Etage 2 Der Big Screen

Positiv: Die Räumlichkeiten von Gamern und Szenern sind getrennt. Während die Spieler ein Stockwerk über uns weilen, sind wir im Erdgeschoss. Das Ganze sieht aus wie eine Mischung aus Club und Restaurant. Wenige (Bier)tische und Klappstühle, ein Bigscreen und ca. ein Dutzend Rechner in jeder Etage.

Alles in allem eine angenehme Atmosphäre und noch ziemlich leer. Mados' Mitfahrer, MadMan und ein Kumpel von ihm, Meph, haben es sich bereits gemütlich gemacht.

Es war später Nachmittag, als sich die Räumlichkeiten füllten. Uns gegenüber klimperten zwei Leute auf ihrem Midi-Keyboard herum, und auch auf der anderen Seite tummelten sich nun mehr Leute. Insgesamt bleibt es dennoch eine kuschelige Veranstaltung, mehr als 20 Leute waren es im Erdgeschoss jedenfalls nicht, mit den Gamern zusammen sollen es ca. 100 gewesen sein.

Da um 18 Uhr offiziell Deadline für fast alle Compos war, wurde fleißig gewerkelt. Im IRC fragten wird nach Pascal-Quellcode für MadMan, woraufhin fleißig Code aus PC-Underground gepastet wurde. ;)

Um 16 Uhr lief dann einer der geplanten Workshops (Thema: Grafik und Zeichenstile). Ragnarok/Metalvotze und Jack C./Faque erklärten ca. 20 Minuten den Unterschied zwischen verschiedenen Techniken und Materialien. Insgesamt sechs oder sieben Leute lauschten den Ausführungen. Obwohl der letzliche Nutzwert dieses "Seminars" gegen Null tendierte, war's dennoch eine nette Idee. Die meisten anderen geplanten Seminare sind mehr oder weniger im Sande verlaufen, ebenso der Hacking-Contest. Laut Meph handelte es sich um einen praktisch nicht angreifbaren Rechner, der im Prinzip nur aus selbstgemachter Software ohne echte Services bestand.

Frank aka Jack C./Faque, quasi der Haupt-Organisator, fragte uns, ob wir denn Beiträge für die Grafik-Compo hätten, was wir eigentlich verneinen wollten. Da es ihm aber offenbar egal war, ob die Sachen nun alt oder neu waren und es zu befürchten war, dass die Anzahl der Beiträge weit unter Zimmertemperatur liegen würde, zeigte ich ihm ein paar alte Bilder, die ich mal auf Orange Juice gepostet hatte. Also nahmen wir eines davon und schmissen es in die Compo.

Der FTP-Server lief stabil, ebenso wie auch die Internet-Connection, die dank DSL und der wenigen Leute wirklich ziemlich schnell war. Wir laden also unsere Beiträge hoch und füllen die "Compo-Anmelde-Flyer" aus.

Die TAP Posse

Der erste Wettbewerb war die Grafikcompo, die satte 5 Bilder präsentierte. Vermutlich die erste Grafik-Compo seit sehr langer Zeit, die ohne Preselection wegen Massenandrang auskam.

Zwischenzeitlich interessierten sich noch ein paar Leute für die Diskmag-CD von mados. Ragnarok/Metalvotze handelte den Preis von 10 auf 5 DM runter, musste sich aber im Gegenzug zu einem Interview breitschlagen lassen, das man an anderer Stelle in dieser Ausgabe nachlesen kann.

Nach und nach folgten alle anderen Compos. Die Game-Compo hatte satte 2 Entries. Mein kleines Spiel "Sugar Cube Hunter" und MadMan's ASCII-Shooter, den er ca. 2 Stunden nach der Deadline fertig gestellt hatte, flimmerten über den Big Screen. Leider wurde mKerstin erst während dessen klar, dass es überhaupt nicht auf Qualität ankommt, so dass ihr schnell zusammengebautes Flash-Puzzle erst viel später bei der Wild Compo gezeigt werden konnte.

Die Intro-Compo hatte den Namen eigentlich nicht verdient, weil es im eigentlichen Sinne keine "Competition" gab. Nur ein einziger Entry wurde gezeigt: "Planquadrat-B", das auf dem Big Screen etwas anders aussah als erwartet und auf dem schnellen Rechner auch noch einen Bug offenbarte. Da das Intro, wie alle Beiträge, direkt von der Compo-Maschine lief (nix mit vorher auf Tape aufnehmen oder so...) und der Beamer etwas lange zum Synchronisieren brauchte, ging's quasi erst Mitte des ersten Parts los, was aber eh nicht schlimm war, weil es später nochmal vollständig wiederholt wurde.

Interessanterweise hatte Jack C. auch ein Intro/Demo gecodet (das wir sogar lange vor der Compo schon sehen durften), das aber mit weit über einem Megabyte zu groß für die 512k-Intro-Compo war. Wir erzählten ihm vom UPX-Packer, den er noch nicht kannte, aber auch nach der Schrumpfkur war das Demo noch nicht im Size-Limit, so dass er es in die Wild-Compo steckte. Weil Delax/Sundancer Inc. wider Erwarten auch nicht da war, ging ein weiterer potentieller Beitrag flöten ("Save the scroller"). Aus dem selben Grund ist übrigens auch der XML-Workshop ausgefallen.

Die Wild-Compo war dann auch eine recht klare Angelegenheit. Dass das besagte Faque-Demo "True simple" gewinnen würde, war eigentlich jetzt schon klar. Es war auch der einzige Beitrag, der etwas Applaus einheimsen konnte. Bemerkenswert war außerdem ein halb fertiges Psion-Demo, das erst während der Compo abgegeben, vom Autor gewissenhaft kommentiert wurde und am Ende den Emulator zum Absturz brachte.

Wenig später nutze ich die Gunst der Stunde um mados zu zwingen, mir mal ein paar neuere Demos und Intros zu zeigen, die auf meiner alten Mühle nicht mehr laufen. FR-08, -09, -02, Sonnet, Couloir 14 und einiges mehr flimmern im Verlauf des Abends (bzw. Nacht) über den Bildschirm.

Blick in Etage 1

Sonntag, um 8 Uhr war die Deadline für die letzten zwei Compos: Fast und Sound. Man musste drei Elemente in den Fast-Compo-Beitrag einbauen: "Fassbrause" (weil es eben diese am Tresen gab), "verschieben" (weil die Party damals selbst verschoben werden mußte) und "RGB" (weil das Logo des veranstaltenden Clubs Key96 aus genau diesen Farben besteht). Nachdem wir lange über Diskmags und die Szene im allgemeinen gequasselt hatten, beschlossen auch wir, etwas zu diesem Wettbewerb beizutragen. Den Plan, eine von mados in PowerBASIC gecodete Mini-Diskmag Engine zu verwenden, um ein WildMag #4.5 auf der Party zu releasen, ließen wir hingegen übereinstimmend fallen.

Wir spielten also mit "Adobe Premiere" rum, krakelten ein paar Sachen in Photoshop, nahmen einen angefangenen Track von mir, suchten Soundeffekte im Netz und heraus kam ein 19 Sekunden langes Trash-Video mit 5 Mini-Szenen, 3 Sound-Effekten, Hintergrundmusik plus Vor- und Abspann. Bereits gegen 6 Uhr waren wir fertig und zufrieden mit dem Resultat.

Um 9 Uhr nahten die letzten Compos. In der Music-Competition waren insgesamt 5 Tracks. Allein drei davon von ZippoZipp, ein weiterer von HardcoreJunkie und schließlich noch ein älteres Stück, dass schon seit einiger Zeit bei NSE zu haben ist. Aber wenn jemand beliebig viele Stücke gleichzeitig in die Compos wirft, ist auch sicher nichts gegen ein altes Stück von mir einzuwenden. Die vier anderen Tracks waren purer, monotoner Techno. Da die Anlage auf maximalen Bass-Output gestellt war, konnte man außer eines dumpfen "Doooom-Doooommmm" im 4/4-tel Takt nichts hören. Selbst bei meinem Track, der eher Bass-arm ist, ging fast alles in einer Niederfrequenz-Orgie unter.

Und schließlich die Fast-Compo, insgesamt der vermutlich interessanteste Wettbewerb. Es gab immerhin satte 6 Beiträge, die alle sehr unterschiedlich waren. Ein 96 Byte-Beitrag konnte kaum gestartet werden (alle mussten sich um einen Laptop scharen, um den Beitrag zu sehen), eine lustige Flash-Animation mit einem kotzenden Männchen und Blasmusik im Hintergrund, unser beschriebener Adobe Premiere-Hack und noch einiges mehr.

Zur allgemeinen Erheiterung gab es noch einen weiteren Wettbewerb: Die Surprise-Compo, bei der 3 Mitspieler versuchen sollten, eine tastenlose Tastatur zu "reparieren". Nach 14 Minuten war das Puzzle-Spiel dann vorbei und MadMan stand als Sieger fest. Die anderen beiden Teilnehmer wurden von den umstehenden Zuschauern noch ein wenig gequält, bis auch sie all ihre Keys an der richtigen Position und in der richtigen Richtung angeordnet hatten. Die Preise für diese Compo wurden sofort überreicht (netterweise gab es etwas mehr als nur die Tastatur selbst) und auch das Pricegiving für die anderen Wettbewerbe wollte man nicht länger verzögern. Bereits eine Stunde früher als geplant ging's los.

Bereits ein Blick auf die angedeutete Bühne genügte, um mados zu verblüffen: "Ich glaub's nicht, da gibt's 'ne Kaffemaschine zu gewinnen."

Die Results wurden auf dem Bigscreen als anschwellende Balken präsentiert, die dem aufmerksamen Besucher der letzten Mekka & Symposium irgendwie bekannt vorkamen (meint zumindest mados).

Die Fast-Compo wurde wie erwartet von mKerstin und ihrer Flash-Animation gewonnen, unsere Neon-Limo belegte den zweiten, der 96 Byte-Beitrag (der übrigens von MadMan kam) den dritten Platz. Die Game- und Intro-Results entbehrten jeglicher Überraschung, obwohl es fast so aussah, als ob MadMan's ASCII-Shooter gewinnen könnte. Bei der Übergabe der Preise für die Grafik-Compo waren die ersten beiden Gewinner nicht (mehr) anwesend und die Wild-Compo wurde erwartungsgemäß von Jack C. gewonnen.

Spannend wurde es dann noch einmal bei der Sound-Compo. Techno oder nicht Techno, das war hier die Frage. Nachdem sich zwei Balken lange Zeit die Waage gehalten halten hatten, blieb einer dann doch stehen. Dass es nicht meiner war, hat mich überrascht und gleichzeitig gefreut. Einer der Techno-Fuzzies hat sich ordentlich geärgert, harhar. ;)

Bevor der letzte Vorhang fiel, wurde Jack C. noch interviewt. Er tat sich nicht leicht, uns die Zusammenhänge zwischen der Party, den involvierten Computerclubs, Szenegruppen und Sponsoren zu erläutern. Letztendlich aber glückte auch das, und so konnten wir uns langsam aber sicher daran machen, alles zusammen zu packen.

24 Stunden, 7 Compos und etliche Sachpreise später war es wieder Zeit, nach Hause zu fahren, sich im Zug über nervende Mitreisende zu ärgern, und schon mal Pläne für die nächste Party zu schmieden...

Little Party Girl

"Nochmals vielen Dank fuer die Kaffemaschine! Der Gag ist ja wirklich, dass meine alte [...] den Geist aufgegeben hat. Die neue kann ich also wirklich 100-prozentig gebrauchen." (mados)

Tomaes
http://trs.faque.de